16_08_06

Mittwoch, der
16.08.2006

Camusdarach - Balmacara

Tagesetappe: 69 km

Gesamtkilometerzahl: 395 km

Schottlandflagge 2006

Um 6:30 Uhr wurde ich wach und es regnete. Er wurde ab und zu schwächer und in gleichem Maße stieg oder sank meine Laune. Irgendwann standen wir dann auf und suchten uns beim Sanitärblock ein trockenes Plätzchen zum Frühstücken. Heute mußte ich das Zelt wohl oder übel naß einpacken. Gegen 9:30 Uhr radelten wir dann, in unsere Regensachen gehüllt, los und kamen 10:00 Uhr in Mallaig an. Ich kaufte erst einmal die Fährtickets für uns, während Olaf erfolglos versuchte mit seiner Karte Geld abzuheben. Es regnete jetzt nicht mehr, aber es war immer noch kalt und feucht. So ließen wir unsere Regensachen an und warteten auf die Fähre.
fähre.jpgAm Fähranleger tauchte noch ein Radfahrer aus England auf und das Pärchen von gestern. Wir Radfahrer durften auch als Erste auf das Schiff und wir zwei, Olaf und ich, begaben uns in den Salon. Ich holte mir eine heiße Schokolade und Olaf wollte einen Kaffee. Hier war es warm und gemütlich, sofort wurde ich wieder schläfrig. Aber nicht sehr lang und wir waren auf Skye angekommen. Also mußten wir auch vom Schiff runter und raus in die Kälte. Beim Radfahren wurde uns dann warm, denn es hatte jetzt auch noch aufgehört zu regnen. Wir radelten am Armadale Castle vorbei und jetzt erreichten wir die Abzweigung nach Osten in Richtung Dunsgiath Castle, welches in meiner Reiseplanung als Attraktion verzeichnet war. Doch ich hatte allerdings nicht mit einem Schild gerechnet, welches meinem Bruder so von dieser Strecke abschreckte, daß wir weiterhin auf der A 851 weiterfuhren. Es war nämlich eine Steigung von 20% ausgeschildert und diese wollte mein Bruder partout nicht mitradeln. Meine Aussage im Reisebericht von 2004, er sei keine Bergziege, sollte ich an dieser Stelle eigentlich nicht wiederholen, er fand sie nämlich schon vor 2 Jahren nicht sonderlich lustig. Allein machte mir die Sache allerdings auch keinen Spaß. Auf der Hauptstrecke waren kaum Fahrzeuge unterwegs, dafür erfreute uns ein ordentlicher Wind mit seiner Gegenwart, welcher natürlich auch noch von vorn wehte. Die Wolken verdichteten sich auch zu Wolkenbergen. Als aus dieser himmlischen Pracht auch noch Regen auf uns niederprasselte, war unser Glück natürlich perfekt.
Mit diesen Widrigkeiten wurden wir allerdings recht leicht fertig, wir hatten ja beide gute Regenklamotten und auch genügend Motivation. Doch was uns noch erwarten sollte, konnten wir nicht wissen. Bei unsere Suche nach einem Zeltplatz radelten wir von Harrapool über Skulamus bis nach Breakish. Von den, auf meiner Karte eingezeichneten, Zeltplätzen gab es keinen einzigen. Wir beschlossen bis nach Broadford zu fahren und dort in der Touristeninformation nachzufragen. Zuerst allerdings machten wir Mittag in der Watermill. Beim Essen kamen wir ins Gespräch mit einem englischen Reiseradler, der den gleichen Weg vor sich hatte. Nach einer Stunde aufwärmen, trollten wir uns wieder ins Freie. Sieh da, der Regen hatte aufgehört, aber der kalte Wind wehte immer noch. Nun radelten wir doch zu Touristeninformation. Dort erfuhren wir, das der nächste Campingplatz 15 Meilen entfernt war. Also hatten wir noch ein Stück Weg vor uns, doch zuerst mußten wir Nahrungsmittel besorgen. Der Campingplatz lag nämlich im nirgendwo. Am Supermarkt trafen wir einen deutschen Reiseradler, der gerade von dort kam und er riet uns ab heute noch dort hinzufahren, viele Pkw, Lkw und ein ständiges auf und ab. Jetzt fing es auch wieder an mit regnen und mittlerweile zeigte die Uhr schon fast 16:00 Uhr. Der Plan wurde also umgeworfen und es ging auf die Suche nach einer Unterkunft in Broadford. Im Hostel war alles besetzt, zelten nicht möglich und nirgendwo war ein Bed&Breakfast für uns frei. Jetzt war guter Rat teuer. Eigentlich wollten wir auf Skye ja einen Tag verbringen und es ohne Gepäck beradeln. Aber bei solch einem Wetter machte das ja eh keinen Spaß, also wendeten wir die Räder und unsere Reifen surrten auf der A 87 Richtung Skye Bridge. Jetzt war der Wind unser Freund und mit ziemlich hohen Tempo verließen wir die Insel. In Kyle of Lochalsh suchten wir abermals eine Touristeninformation auf und erfuhren, daß in Balmacra ein Zeltplatz vorhanden war. Mittlerweile hatte der Wind hier die Wolken weggeschoben und die Sonne lachte vom Himmel herab. Ein Blick zurück, dort sahen wir die Sky Bridge und dahinter die Isle of Skye, zeigte tiefhängende Wolken und Regeschleier. Die Entscheidung war also richtig. Balmacra und der Campingplatz waren schnell erreicht. Bei bestem Urlaubswetter konnten wir unser Zelt aufbauen und duschen. Jetzt allerdings ärgerten uns die Midges und beim Zubereiten unseres Abendbrotes, Nudeln in Tomatensoße, und der Vertilgung desselben wurden sie regelrecht zur Plage. Doch unsere Nachbarn, ein schottisches Pärchen aus Aberdeen, schenkten uns Räucherstäbchen und ein Lotion gegen diese kleinen Tierchen. Und es half, wir konnten in Ruhe zu Ende essen. Nette Leute halt in diesem schönen Land. Nachdem wir unser Abendessen beendet und die Spuren davon beseitigt hatten, trollten wir uns vom Zeltplatz in den nächsten Pub. Welch Überraschung, im Pub trafen wir unsere Franzosen wieder und natürlich mußten wir ein wenig palavern. Auch sie hatten auf Skye keine Unterkunft gefunden und wohnten hier im Hotel, welches diesen Pub betreibt. Letztendlich suchten wir uns noch ein Sitzplatz, da die Beiden noch zu Abend essen wollten. Bei der Bestellung unsere Biere fragte ich noch, ob ich meinen MP3-Player aufladen dürfe, und ich durfte. Schnell verflog die Zeit und gegen 23:00 Uhr verabschiedete sich Olaf und ging schlafen. Meine Wenigkeit setzte sich noch zu dem netten Pärchen vom Zeltplatz und sofort entspann sich eine sehr interessante Unterhaltung. Natürlich kamen wir auch auf die Spannung zwischen Engländern und Schotten zu sprechen. Aber genau wie in Deutschland verschwinden mit der Zeit die Animositäten, bei uns zwischen Ost und West, vor allem bei den Jugendlichen. Wird auch langsam Zeit, daß sich die Menschen untereinander verstehen, ganz gleich was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Wahrscheinlich ist es ein Wunschtraum, aber vielleicht verstehen sich alle Menschen Europas einmal untereinander oder sogar alle auf unserer doch sehr kleinen Erde, Zeit würde es ja langsam. Doch es bleibt wohl ein Traum, denn wer von uns wohlhabenden Europäern will etwas zugunsten der Armen in Afrika, Asien oder Südamerika abgeben und seinen Lebensstandard zurückzuschrauben. Da kann ich ja bei mir anfangen. Doch zurück zum Reisebericht. Auch für uns drei war dann gegen 24:00 Uhr Schluß und es ging zurück zum Campingplatz und in die Schlafsäcke.

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