Nach der alltäglichen Routine am Morgen sind wir gegen 10:00 Uhr losgeradelt. Das Wetter war gut, die Sonne schien und heute
sollte uns Rückenwind beim Radeln unterstützen. Zunächst führte uns der Weg am Ufer des River Spean entlang. Weiter fuhren am
Loch Laggan vorbei. Die A 86 war zwar gut ausgebaut, aber trotzdem hatten wir glücklicherweise wenig Verkehr. Bei Laggan sah
ich dann auch das erste Hinweisschild zu einer Destillerie. Man wollte mich nach Dalwhinnie locken, aber ich ließ mich nicht
verführen und wir radelten die geplante Route weiter. In Newtownmore aßen wir dann zu Mittag in einem Teeroom. Ich gönnte mir
Ciabattabrot mit Rukola, Tomaten und Mozarella, typisch schottisch. Natürlich gab es auch zum Dessert Kuchen.
Ab jetzt folgten wir dem River Spey in seinem
Lauf und der Weg führte bergauf und bergab. Das ist mir wesentlich lieber, als weites ebenes Land. Dank dem Rückenwind hatte
Olaf auch keine Knieprobleme. So verflogen die Kilometer wie im Fluge. Plötzlich standen wir in Aviemore, ein Touristenort.
Am Tourist Office sahen wir nach Zeltplätzen auf unserem weiteren Weg. In Grantown-on-Spey war ein solcher zu finden.
So setzten wir uns bei bestem Wetter auf unsere treuen Begleiter und quälten uns durch Aviemore. Sehr viel Verkehr und Massen
an Touristen, bloß nichts wie weg hier. Als wir dann auf einer Nebenstraße waren, ließ der Verkehr auch nach. Auch als wir
dann auf die A 95 einbogen, überholten uns wenig Fahrzeuge und entgegen kamen uns nicht viel mehr. Der Himmel bewölkte sich
zusehends, aber wenig Wind war zu spüren und auch die Temperatur lag im angenehmen Bereich.
Kurz nach dem Abzweig zu Boat of Garten, war
bei Olaf ein Zischen zu hören. Ja, er hatte die zweite Reifenpanne. Also die Räder auf den grünen Randstreifen gehoben und das
Gepäck vom Rad. Das Hinterrad am Fahrrad meines Bruders war allerdings nicht ganz platt. Als ich mir das Laufrad genauer
besah, bekam ich das kalte Grausen. An beiden Flanken waren umlaufend feine, kurze Haarrisse in der Felge. So konnten wir
nicht mehr lange in der Weltgeschichte umherradeln, also mußte eine Entscheidung getroffen werden. Stephan wollte doch noch
bis Grantown-on-Spey. Olaf und ich hatten da unsere Bedenken. Wir wußten nicht, ob es einen Radladen dort geben würde. In
Aviemore hatten wir allerdings einen geshen, oder was wir dafür gehalten hatten. Wir setzten uns durch, was meinen Neffen
sichtlich verstimmte. Zu allem Übel fing es auf dem Rückweg auch noch an zu regnen. Das hob die Stimmung beträchtlich. Der
"Radladen" entpuppte sich als Sportladen mir Radvermietung. Na ja. Zumindest erhielt Olaf die Beschreibung zu einm Radgeschäft
im Ort, der uns allerdings nicht helfen konnte. Netterweise rief er aber im Nachbarort in einem anderen Radgeschäft an und
dieser hatte ein Felge für V-Brakes. Jetzt fielen uns eine Menge Steine vom Herzen. Nichts wie dort hin gefahren und um Hilfe
gebeten. Allerdings hatten sie nur Top-Material. 90 £ für die Felge. Uns blieb aber nichts anders übrig, als diese zu nehmen.
Doch plötzlich tauchte noch eine 30 £ Felge auf, dafür war Olaf natürlich dankbar. Kurz vor 19:00 Uhr konnten wir diesen
hilfsbereiten Ort verlassen und zum Zeltplatz in Aviemore radeln. Dort die nächste böse Überraschung, kein Platz für unsere
2 Zelte. Nach dem wir ein wenig gebettelt hatten, durften wir uns den einzigen Stellplatz ansehen, der noch frei war,
allerdings für ein Zelt. Dort hätten wir allerdings 3 Zelte unserer Größe aufstellen können und somit hatten wir einen
Übernachtungsplatz.
Da wir verständlicherweise keine Lust mehr zum
Kochen hatten, setzten wir uns in ein italiensiches Restaurant. War ganz lecker, schlug aber ein ziemliches Loch in die
Reisekasse. War halt ein Touristenort und dort ist es nun einmal teuer. Zum Abschluß mußte Olaf noch telefonisch Seelsorge
leisten. Claudikind konnte in Dresden nicht ins Internet, aber Olaf konnte das Problem aus der Ferne auch nicht lösen. Nach
einem solchen turbulenten Tag schliefen wir natürlich ausgezeichnet.
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