Um 7:30 Uhr war ich dann munter und das Wetter zeigte sich versöhnlich. Denn es schien die Sonne und es
waren auch kaum Wolken zu sehen. Doch es gab einen Wermutstropfen, ich hatte mein Zelt in einer kleinen Mulde aufgebaut und
das Wasser war unter meinem Zelt hindurch geflossen und in der Apsis waren Schuhe und Socken vollkommen durchweicht und der
Zeltboden hatte einiges abbekommen. Somit waren viele der Sachen komplett naß. Da die anderen noch schliefen, trocknete ich,
nach meiner Morgentoilette, Schuhe und Isomatte unter dem Händetrockner. Den Rest hängte ich übers Fahrrad und hoffte es bis
zur Abfahrt einigermaßen trocken zu bekommen. Nachdem meine Reisebegleiter erwacht waren und aus ihrer Behausung gekrabbelt
waren, zeigte sich, daß sie mehr Geschick bei der Zeltplatzwahl hatten als ich. Bei ihnen war alles trocken und kein Bach war
unter ihrem Zelt hindurchgerauscht.
Beim Frühstück lernten wir einen Deutschen
kennen, der 20 Jahre hier gelebt hatte und nun nach 10 Jahren wieder für einen Urlaub zurückgekehrt war. Er hatte noch viel
mehr Pech als ich, bei ihm war der Bach nicht unter dem, sondern durchs Zelt geflossen. Doch er hatte nette neuseeländische
Nachbarn, die ihn in ihrem Van schlafen ließen. Die Jenaer hatten auch eine recht gute Nacht in ihrem Auto gehabt und so waren
wir alle recht zufrieden. Heute dauerte das Zusammenpacken etwas länger, aber die Zelte bekamen wir trocken und auch meine
Sachen.
Der erste Teil der heutigen Strecke beglückte uns mit 3 Anstiegen, welche sich aber in Grenzen hielten. Aber bei dem
herrlichen Sommerwetter und der Landschaft war mir das ganz gleichgültig. Die Straße schlängelte sich wunderschön am Lake
Hawea entlang und danach am Lake Wanaka. Nach dem abendlichen Chaos von gestern, tat dieser Tag richtig gut und es lief auch
ausgezeichnet. Bis Makarora war es relativ eben und dort legten wir erst eine kleine Pause ein, es war so gegen Mittag und wir
waren guter Hoffnung heute noch bis Haast zu gelangen. Das Wetter schien ja mitzuspielen. Auch danach war es noch ein gute
Weile eben. Aber irgendwann begann dann der Aufstieg zum Haast-Pass. Wieder einmal mehr verlor ich meine Radlerfreunde aus den
Augen. Bei der nächsten Rast, wir mußten unsere Flaschen nachfüllen, aßen wir dann noch eine Banane und einen Schokoriegel.
Doch schneller als ich gedacht hatte, standen wir auf der Paßhöhe (567 m). Irgendwie waren meine Vorstellung vom
Erklimmen des Haast-Passes ein ganz andere. Aber besser so, als sich überschätzen. Dort trafen wir einen Radler der von Haast
kam und er brachte Nieselregen mit. So zogen wir die Regensachen an und rauschten bergab. An den Gates of Haast wurde eine
obligatorische Fotopause eingelegt. Hier konnten wir schon wieder unsere Regenklammoten abstreifen und in die Taschen packen.
Weiter ging die rasante Fahrt bergab durch fantastische Landschaft. Nach und nach wurde es flacher, dementsprechend mehr
mußten wir in die Pedale treten. Natürlich beehrte uns auch der Gegenwind, so wurde der Weg nach Haast recht lang. Dort
angekommen kauften wir erst noch einmal für den Silvesterabend ein und trafen dort das ältere deutsche Ehepaar mit ihrem
Camper, welche wir schon in Queenstown getroffen hatten. Sie zollten uns ihren Respekt über die Leistung, sie hatten uns vor
dem Haast-Pass überholt, aber nicht gehupt, um uns nicht zu erschrecken. Es gab einen kleinen Disput über die Zeltplatzwahl.
Ich war ziemlich geschafft und mein Knie meldete sich langsam, so wollte ich in Haast zelten. Doch ich wurde überstimmt, sie
wollten zum Haast Beach. So beugte ich mich, mehr oder weniger freudig, der Entscheidung. Mit entsprechend viel Lust brachte
ich die restlichen 14 km bis zum Zeltplatz hinter mich. Der Zeltplatz war allerdings nicht schlecht, bloß zum Strand sind wir
allerdings nicht gekommen. Nach Zeltaufbau, Dusche und ein wenig relaxen, bereiteten wir unser Abendbrot zu. Es war auch schon
mittlerweile nach 22:00 Uhr und so holte ich den Sekt und stellte ihn in den Kühlschrank. Die Küche bzw. der Aufenthaltsraum
war gut gefüllt mit Neuseeländern, Engländern, Holländern und natürlich Deutschen. Wir stießen alle auf gutes neues Jahr 2005
an, aber nicht lange danach verkrümelten sich die einen oder anderen. Auch wir huschten in unsere Schlafsäcke, denn der Tag
hatte ganz schön geschlaucht.
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