Trotzdem
wir gestern total kaputt waren, standen wir schon gegen 7:00 Uhr auf. Aber wir hatten gut geschlafen und mein Schnarchen hatte
auch keinen gestört. So duschten wir erst einmal und frühstückten. Jetzt erzählten Udo und Frank auch von ihrem gestrigen
Einkauf. An der Kasse merkten die beiden, daß keiner neuseeländische Dollar einstecken hatte, sondern Frank nur amerikanische
Dollar. Sie konnten die Dame an der Kasse überreden, diese anzunehmen, mit dem Versprechen morgen wieder zu kommen und in
neuseeländischen Dollar zu zahlen. Das wollten wir nun in die Tat umsetzen. Doch die Kassiererin von gestern Abend war noch
nicht da, so machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Zu unserem Glück war das verloren gegangene Gepäckstück endlich
eingetroffen und Udo konnte es in Empfang nehmen. So konnten wir heute doch noch losradeln, aber erst nachdem wir im
Supermarkt alles geregelt hatten. Frank erhielt sogar noch 10 NZ$ zurück, nachdem durch mehrere Telefonate der Wechselkurs
geklärt und mit dem Kassenzettel verglichen wurde.
Auf dem Zeltplatz zurück, begannen wir sofort
unsere Zelt(e) abzubrechen und die treuen Drahtesel zu bepacken. So konnten wir noch vor dem Mittag den Zeltplatz verlassen
und uns auf den Weg nach Süden machen. Endlich wieder unterwegs. Wir begannen unseren Weg auf der 1, noch in Christchurch
begann es zu regnen und wir holten unserer Regensachen hervor und verkleideten uns. Das Spielchen wiederholte sich heute noch
mehrmals, aber am späten Nachmittag hatten wir dann blauen Himmel und eine strahlende Sonne über uns. Von der 1 wechselten wir
auf die 73 die Richtung Osten zum Arthur's Pass führte. Nach einiger Zeit wanden wir uns wieder nach Süden und nahmen die 77
unter unsere Räder. Ich mußte jetzt immer wieder mal eine Pause einlegen, weil ich total am Ende war. Es war aber kein
Hungerast, denn wir hatten gegessen und ich zudem Traubenzucker zu mir genommen. Ich konnte diese Mattigkeit absolut nicht
erklären und schob sie auf die Nachwirkungen des Fluges. In keinem der kleinen Örtchen, durch die wir radelten, war ein Laden
zu sehen. Doch wir brauchten ja noch Nahrungsmittel. Zum Abendbrot konnten wir ja etwas essen gehen, aber zum Frühstück
brauchten wir noch Brot. Über Darfield, Glenntunnel und Windwhistle führte uns der Weg mit einem angenehmen auf und ab und so
langsam siegte die Sonne über die Wolken und der Himmel zeigte sich größtenteils azurblau. Auch regte sich kaum ein Lüftchen,
was der geneigte Leser ja sicherlich weiß, bei mir eher eine Seltenheit ist und bot uns somit ideale Bedingungen für eine
Radfahrt. Aber immer wieder mußte ich eine Pause einlegen und meine Mitreisenden auf mich warten. Irgendwann nach
Windwhistle hielten die beiden zum Fotografieren an und ich rollte weiter, da ich ja sowieso wieder eingeholt werden würde.
Nun sah ich links von der Straße einen Fluß , der Rakaia. Ich strampelte bis zur Brücke, die den Fluss überquerte und sah
einen Zeltplatz, meine Rettung, denn ich konnte nicht weiter. Für den heutigen Tag war ich komplett erledigt. Doch der
Ausblick auf den Fluss von der Brücke aus entschädigte für alle Anstrengungen, die dieser Tag gebracht hatte. Mir taten sich
im wahrsten Sinne des Wortes Postkartenmotive auf und beim späteren Kauf solcher, tauchten dabei tatsächlich die mir bekannten
und fotografierten Landschaften der Rakaia Gorge auf. Jetzt mußte der neue Fotoapparat, Canon EOS 300D, zeigen was er konnte.
Und ich muß sagen die Ergebnisse waren mehr als zufriedenstellend und ich bin ja ein Laie im Bereich der Fotografie. Jetzt
kamen auch Udo und Frank. Nachdem die beiden auch die obligatorischen Fotos geschossen hatten, machten wir uns auf den Weg zum
Zeltplatz. Er lag wunderschön am Ufer des Rakaia, hatte aber keine Duschen und auch nur ein Klo und Waschbecken. Da an diesem
Abend alle kaputt waren und keinen weiteren Meter auf dem Fahrrad zubringen wollten, bezahlten wir die geringe Gebühr und
bekamen einen schönen windgeschützten Stellplatz für unsere mobilen Behausungen zugeteilt.
Nach dem gemütlichen Zeltaufbau wanderten wir
erst einmal zum Fluß und genossen die herrliche Landschaft, aber irgendwann bekamen wir Hunger und da der Zeltplatzwart uns
die Mount Hutt Lodge empfohlen hatte, wollten wir auch dort unser Abendessen einnehmen, denn hier gab es keine Küche. Langsam
verschwand die Sonne aus unserem Blickfeld und es wurde recht kalt. Jetzt hatte natürlich keiner so richtig Lust, sich mit
kaltem Wasser an dem Waschbecken zu waschen. Doch unser Geruchssinn siegte über unsere Scheu vor dem kalten Nass. Als wir alle
drei wieder in einen halbwegs zivilisierten Zustand versetzt waren, trotteten wir los zur Lodge, natürlich fing es auch noch
an zu regnen, aber es störte uns nicht weiter. Die Aussicht auf ein warmes Essen und ein kaltes neuseeländisches Bier ließ uns
die Widrigkeiten des Wetters vergessen. Wir bekamen ein wunderbares warmes Essen, Udo und Frank Steak und ich Hühnchen, und
auch ein oder zwei kalte Montheith's Black. Beim Bezahlen fragten wir nach einem Brot, da wir ja unterwegs keines kaufen
konnten, und erhielten es auch. Somit war des Frühstück gerettet. Als wir die Lodge verlassen wollten, mußten wir durch eine
Gruppe von australischen Touristen hindurch, welche hier Urlaub zu Pferde machten. Die leicht angesäuselten Damen nahmen uns
in Beschlag und so bestellten wir noch ein Bier und unterhielten uns noch eine ganze Weile. Der anstrengende Tag machte sich
jetzt bemerkbar, wir sagten Lebewohl und begaben uns zurück zum Zeltplatz. Dort angekommen, legten wir uns nieder und
schliefen auch sofort ein. Ich muß sagen, diese Radreise hatte sehr schön begonnen und ich hoffte sie würde noch besser werden.
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