Gegen 10.00 Uhr konnte ich den Yachtclub verlassen, allerdings hatte ich wieder Probleme mit dem Kocher. Das Wetter war prachtvoll, Sonnenschein und kaum Wind. Die 37 km bis Olsztyn (Allenstein) legte ich auf der 16 zurück, was mir allerdings ziemlich viel Verkehr bescherte. In Olsztyn wollte ich eigentlich einen Tag bleiben, aber der Zeltplatz lag 6 km außerhalb. So radelte ich erst einmal auf den Marktplatz, dort durfte ich einen Fragebogen ausfüllen, was die Zufriedenheit der Touristen betrifft. Danach setzte ich mich am Markt in einen Biergarten und breitete meine Karten und den bikeline Radatlas Masuren aus und dachte über meine weiteres Vorgehen nach. Da sich das bei einem Bier besser machte, bestellte ich eines. Da ich, wie am Anfang schon geschrieben steht, keinerlei Planungen im Vorfeld dieser Tour gemacht hatte, war ich frei in meinen Entscheidungen. Also wurde einhellig beschlossen die Stadt auf dem Rückweg zu besichtigen und heute noch weiterzuradeln. Da die Tourenbeschreibungen des Radatlas Masuren hier anfingen, konnte ich ab hier problemlos die kleinen Straßen nehmen. Also auf und in den Sattel. Nach zweimaligem Nachfragen hatte ich dann auch den Weg aus der Stadt und nach Klebark Maly gefunden. Jetzt hatte ich kaum noch Verkehr, kleine Straßen mit Alleencharakter, Sonnenschein und kein Gegenwind. Mein Tacho zeigte eine Lufttemperatur von über 30° C an, dementsprechend hoch war auch mein Flüssigkeitsverbrauch. So mußte ich Patryki schon Nachschub holen. Dazu gönnte ich mir gleich noch ein Eis. Weiter zog es mich auf der Straße, das Radeln machte mir heute richtig Spaß. Kurz nach Prejlowo fuhr ich auf einen anderen Radler auf. Nach der Begrüßung, Andrej war ein polnischer Rentner, radelten wir gemeinsam und unterhielten uns. Er fuhr sehr oft von seiner Wohnung bis zu seinem kleinen Häuschen an einem See. Das tat er häufig und so kamen im Jahr fast 2000 km zusammen, sonst radelte er noch rund 3000 km. Er sagte, daß er kein anderes Fahrzeug benötigte. Nach einer knappen Stunde mußte er dann die Straße verlassen, um zu seinem Häuschen zu gelangen. Wir verabschiedeten uns von einander und wünschten uns alles Gute.
Nun waren mein Rad, der Reisebär (mein Maskottchen, welches ich vor Jahren von meiner Nichte erhalten hatte und mich bei all meinen Reisen begleitet hatte) und ich mit der Straße wieder allein. Es war auch nicht mehr weit bis zum heutigen Tagesziel, Orzyny. Ein weiteres Mal am heutigen Tage holte ich einen Radler ein. Nach seiner Ausrüstung zu urteilen, war das ein Deutscher. So begrüßte ich ihn mit einem: "Hallo, wie geht's?". Ich hatte richtig vermutet, Dietz war aus Berlin und wollte genau wie ich bis Orzyny. Beim Plausch waren die restlichen Kilometer schnell hinter uns gebracht und den Zeltplatz zu finden war einfach. Zeltplatz ist etwas übertrieben. Ein Pole vermietet zwei Zimmer seines Hauses an Touristen und hatte die Wiese am Ufer des Sees, der an sein Grundstück grenzt, für Camper freigemacht. In einem Schuppen hatte er ein Klo und ein Dusche eingebaut, einfach aber sauber. Es war des schönste Ort, an dem ich in diesem Urlaub übernachtet hatte. 15 Zloty waren dafür nicht zuviel. Nachdem wir die Zelte aufgestellt hatten, sprangen wir in den See, um uns zu erfrischen. Dietz stellte sich als begeisterter Koch heraus. Eine seiner Radtaschen enthielt Erstaunliches. Neben einem kompletten Gewürzkreisel, hatte er noch weitere asiatische und indische Gewürze, daneben Reiswein, Olivenöl und Knoblauch. Dazu war ein ganze Sammlung von Rezepten in seinem Besitz. Allerdings war die Auswahl in dem Dorfladen nicht übermaßig. Wir erstanden Hühnerbrust, Zwiebeln, Sahne und Kirschen. So gab es heute Hühnchen mit Knoblauch, Ingwer, Curry und anderen Gewürzen mit Sahne abgelöscht und Kirschen. Es hatte wunderbar gemundet, wenn es so weiter geht, wird das ein Schlemmerurlaub. Nach dem Aufräumen und Aufwaschen gingen wir noch in eine Bar und tranken ein Bier. Erst gegen 24:00 Uhr krabbelten wir in unsere Zelte.
