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Freitag, der
04.07.2003

Nida-Palanga

Tagesetappe: 95 km

Gesamtkilometerzahl: 520 km

litauische Flagge

nida2.jpgTrotz des schweren gestrigen Tages war ich auch schon um 7:00 Uhr munter. Beim Frühstück konnten wir uns in Ruhe mit dem Zwickauer unterhalten. Danach sind wir zur Dünenlandschaft von Nida gewandert, die größte Dünenlandschaft Europas, und genossen diese eine ganze Weile. Leider haben diese Dünen schon 7 Ortschaften verschlungen, bis hier etwas aufgeforstet wurde. Jetzt nimmt hier die Höhe der Dünen ab. Zu einem so frühen Zeitpunkt waren auch noch keine anderen Touristen unterwegs und wir konnten alles in Ruhe genießen. Aber letztendlich rief uns doch die Straße und wir begaben uns zum Zeltplatz und packten alles ein, die Routine war mittlerweile auch wieder da. So waren wir schnell wieder auf unseren Rädern und radelten nach Nida hinein und fuhren dort den Radweg entlang. Nida ist ein sehr schönes Städtchen, mit schön restaurierten Fischerhäusern. Sie sind in den Farben Braun, Weiß und Blau gehalten. Weiter radelten wir den Radweg entlang, aber in Neringa verwirrte uns die Ausschilderung des Radweges etwas und so nutzten wir lieber die normale Straße. Kurz vor Juodkrante kamen wir an an den Reiherbergen vorbei und hörten und sahen die Vögel auch.
Am Ostseeufer in Juodkrante machten wir erst einmal Mittagsrast und legten uns auf die Bänke. Nach einem halben Stündchen Ruhe in der Sonne lockte uns die Straße wieder und wir folgten ihrem Ruf. Bis zur Fähre gab es keine weiteren Aufregungen bis auf einen kurzen und knackigen Anstieg. Sehr lange mußten wir nicht auf die Fähre warten und wurden auch kostenlos übergesetzt, was uns doch wunderte. Denn die Überfahrt muß bezahlt werden, wenn man auf die Kurische Nehrung von Kleipeda(Memel) aus will. Aber warscheinlich ist man der Meinung, die wenigen die durch das russische Gebiet fahren, sollten dann nichts bezahlen. Uns sollte das recht sein. Kleipeda wollten wir nicht weiter besichtigen und so radelten wir nach Norden Richtung Palanga. juodkrante.jpgDa wir nicht auf der E 272 fahren wollten, hielten wir uns nach Kleipeda links und nahmen die kleine Straße am Meer entlang, ohne dieses zu Gesicht zu bekommen. Nur die bewachten Parkplätze und die vielen geparkten PKW zeugten von der Nähe des Strandes. Irgendwann schienen wir nicht mehr nach Norden zu radeln sondern eher östlich. Da es aber keine Ausschilderung gab, radelten wir halt weiter. Jetzt kamen wir auch an eine große vierspurige Straße, die sich als E 272 herausstellte, aber nach Palanga zeigte das vorhandene Hinweisschild nach Süden. Da uns hier nichts mehr wunderte, wanden wir uns nach Süden. Nach zirka 300 m kam des Rätsels Lösung, wir mußten wenden um auf die beiden anderen Fahrspuren zu kommen und jetzt fuhren wir nach Norden unserem heutigen Ziel entgegen. Was uns ebenfalls entgegenkam, war mein Freund der Gegenwind und wir mußten uns ganz schön abstrampeln, den wir befanden uns wie auf einem Präsentierteller. Am Straßenrand standen nur einige Birken, ansonst konnte der Wind uns ordentlich ärgern. Ungefähr 10 km vor Palanga, laut vorhandener Ausschilderung, kam ein Abzweig der Richtung Meer führte und einen Hinweis auf einen Zeltplatz beinhaltete. Wir sahen noch einmal in den Campingführer und da der Campingplatz südlich vor Palanga liegen sollte, beschlossen wir abzufahren und unser Glück wieder auf der Nebenstraße zu versuchen. Das stellte sich auch als absolut richtig heraus, aber erst kamen wir durch eine Ortschaft, die nicht enden wollte und deren Namen ich nicht mehr weiß. Es gab da auch einen Zeltplatz, bloß sah der so aus, als besäße er nur das Kassenhäuschen und Wiese zum Zelt aufstellen. Wir sahen keine Toiletten, Duschen oder ähnliches. Das wollten wir eigentlich nicht, so bestiegen wir unsere Drahtesel wieder und ritten weiter. Kurz danach kam auch mitten im Wald neuerlich ein Zeltplatz und wir besahen ihn uns. Konnten uns aber nicht darauf einigen, ob des der beschriebene Zeltplatz ist oder nicht. Da es noch nicht sehr spät war, entschlossen wir uns noch weiter zu radeln, um zu sehen, ob noch ein Zeltplatz kommen würde. Nach 1 km überquerten wir die Stadtgrenze von Palanga und sahen noch ein Campingplatzschild, doch dieser Campingplatz am südlichen Stadtrand war das allerletzte. Also sagten wir uns, das der vorherige Zeltplatz doch der Richtige war und radelten zurück.
Beim Bezahlen wies uns die Dame an der Rezeption darauhin, das hier öfters Fahrräder gestohlen wurden und bot uns einen Verschlag an, natürlich extra zu bezahlen. Das wollten wir uns erst noch einmal überlegen und suchten uns einen Platz zum Zeltaufbau. Überall waren kleine Häuschen, die meisten hätten wieder einmal einen Anstrich benötigt, und viele Jugendliche die hier Urlaub machten und schon jetzt Party machten. Da wollten wir nicht unbedingt unser Zelt dazwischen aufbauen. An einem Querweg war mehr Platz vorhanden und dort stand auch ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen, den Herrn davor im Campingstuhl fragten wir, ob wir hier unser Zelt aufstellen könnten. Der meinte nur, es gäbe hier ja genug Platz und zeigte auf ein Motorrad 20 m weg. Dort hatte sich ein weiterer Deutscher schon niedergelassen. So sattelten wir ab und bauten das Zelt auf. Da unsere Vorräte wieder einmal auf dem Nullpunkt angekommen waren, mußten wir wieder einkaufen fahren und fragten unsere Nachbarn, wo hier ein Laden zu finden wäre. Das Rentnerehepaar zeigte uns einen Schleichweg, der schnell in die Stadt führte. Dort schien heute Abend die Hölle los zu sein. Menschenmassen und laute Musik, aber nicht nach meinem Geschmack. Ein Supermarkt war in der Nähe, wir schlossen unsere Räder an und gaben uns dem Kaufrausch hin. Mit voll bepackten Einkaufswagen, Nudeln, Nudelsoße, Gebäck, Saft, Brot, Butter, Milch und 4 Bier für den Abend.
Doch vor den kulinarischen Genüssen wollten wir uns erst einmal vom Staub der Straße reinigen. Während Uwe sich duschen ging, setzte ich in der Zwischenzeit Wasser auf. Uwe wünschte mir viel Spaß beim Duschen. Tatsächlich waren die sanitären Anlagen alles andere als komfortabel. Die Klos waren die berüchtigten russischen Löcher, also ich würde mir die größeren Geschäfte wohl für den nächsten Tag aufheben. Zum Pinkeln gab es eine geteerte Rinne und man mußte aufpassen nicht in Pfützen zu treten. Die Duschen sahen auch nicht besonders gut aus, aber es gab heißes Wasser und das reichte mir fürs erste. Die ganze Anlage schien vor 100 Jahren gebaut zu sein, so sah sie jedenfalls aus. Wir sind aber mit wenigem zufrieden. Ich selbst hatte ja bis 1999 auch noch ein Plumpsklo zu Hause und nur ein Bad für drei Familien. Nach diesem außergewöhnlichem Erlebnis genossen wir unseren Kaffeebeziehungsweise Tee und unterhielten uns mit unseren Nachbarn. Der Mann stammte eigentlich aus Litauen und wurde nach dem 2. Weltkrieg von hier vertrieben. Mit seiner Frau fahren sie jedes Jahr für 14 Tage nach Litauen und bringen Medikamente in ein Altersheim, daß sich in der Nähe seines Geburtsortes befindet, und nutzen die Rückfahrt als Urlaub, um hier und da zu halten und das Land zu genießen.
Jetzt kam auch der Motorradfahrer von seinem Stadtbummel zurück, der stellte sich als 71-jähriger Rentner heraus. Dieser Mann bekam von seiner Frau jedes Jahr 14 Tage bis 4 Wochen, um mit seinem Motorrad die Welt zu bereisen. Dieses Jahr wollte er durchs Baltikum und über Finnland zurück nach Lübeck. Nach einem opulenten Abendbrot aus Nudeln mit Tomatensoße, setzten wir uns mit einem Bier vor unser Zelt und genossen den Abend. Wir schwatzten noch etwas mit dem Lübecker. Er meinte, wir sollten die Räder gut sichern und die Trinkflaschen ins Zelt packen. Doch unsere alten Trinkflaschen würde wohl niemand klauen und sagten sein Motorrad wäre doch viel gefährdeter. Er gab zurück, für solche Dinge gäbe es keinen Markt in Litauen. Nachdem unsere Flaschen leer waren, es war mittlerweile 23:00 Uhr, verabschiedeten wir uns und hüpften in unsere Schlafsäcke.

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