03_07_03.gif

Donnerstag, der
03.07.2003

Frombork-Nida

Tagesetappe: 169 km

Gesamtkilometerzahl: 425 km

litauische Flagge

Heute sind wir, Entschuldigung ich, schon um 7:00 Uhr aufgestanden, da wir heute einen langen Weg vor uns hatten. Uwe ist ja schon immer nach 6:00 Uhr wach. Das Wetter zeigte sich von seiner besseren Seite, die Sonne lachte vom Himmel herab. So frühstückten wir und fragten uns, was uns heute bei der Fahrt durch Rußland wohl erwarten würde. Gegen 9:30 Uhr verließen wir den Zeltplatz und fuhren über Branjewo zur russischen Grenze. Dort waren wir schon um 10:30 Uhr. Während Uwe ein paar Zloty in Nahrungsmittel umtauschten wollte, telefonierte ich mit meinen Eltern und teilte ihnen mit, daß wir an der russischen Grenze standen. Uwe wollte den Rest in Rubel umtauschen. Doch der Mann sagte ihm, hier könnte man mit dem Rad nicht über die Grenze und wir sollten das Geld in Rußland umtauschen. Wir wollten dennoch versuchen, denn die Bremer waren ja auch hier über die Grenze gekommen.
Mal sehen was jetzt auf uns zu kommt, dachten wir. So gaben wir uns einen Ruck und strampelten los. Nach nur 20 Minuten und mehreren Kontrollen und einem ausgefüllten Papier und einem Zettel für unsere Fahrzeuge waren wir über die Grenze. Mit dem Fahrrad in Rußland, daß hätte ich mir vor einem Jahr auch noch nicht träumen lassen. Während auf der polnischen Seite der Grenze kaum Fahrzeuge standen, war auf der russischen Seite eine kilometerlange Schlange. Dort tauschte Uwe die Zlotys um und wir radelten los. allee.jpgBei herrlichem Sonnenschein und auf wunderschönen Alleen radelten wir durch Russland. Die Straßen waren sehr gut bis auf einige Ortsdurchfahrten, dort konnte man schon sein Rad in den Schlaglöchern verlieren. Gegen 12:30 Uhr hatten wir das Ortseingangsschild von Kaliningrad erreicht, was wir auch fotografisch für die Nachwelt dokumentierten. Jetzt begann aber eine kleine Odyssee, von der wir noch gar nichts ahnten. Wir wollten uns ja in Kaliningrad nicht aufhalten, soviel hat die Stadt ja nun doch nicht zu bieten. Was sich beim Durchfahren meiner Meinung nach ja auch bestätigte, denn die Stadt machte einen ziemlich verfallenen Eindruck. Doch zurück zur Odyssee. Theoretisch mußten wir uns ja nur nach Norden bewegen, um nach Zelenogradsk(Cranz) zu kommen und damit auf die Kurische Nehrung. Doch einfacher gesagt als getan. Die großen Straßen führten meistens östlich oder westlich und eine Ausschilderung war in der Stadt auch nicht zu finden. Mit unseren bescheidenen Russischkenntnissen befragten wir Passanten, doch deren Beschreibung, soweit wir sie richtig verstanden hatten, führte uns auch nicht entscheidend weiter. Also noch einmal die einheimische Bevölkerung befragt und nach deren Beschreibung geradelt. Jetzt kamen wir auf eine große, typische sowjetische, Magistrale. Der Name war der richtige und so folgten wir ihr, obwohl sie nicht nach Norden führte. Jetzt kamen wir ins Zentrum und fragten noch einmal, diesmal einen Polizisten, der auf einer großen Kreuzung den Verkehr regelte. Dieser wiederum zeigte in die Richtung, aus der wir gerade her geradelt waren. Kurz überlegt und den Hinweisen des Milizionärs gefolgt und die ganze Straße zurück. Jetzt klärte sich auch der Irrtum auf, die Straße, der wir folgen sollten, waren wir in die falsche Richtung geradelt. Ihr werdet fragen, wie das passieren konnte. Ganz einfach, die Straße mündete just an der Stelle, auf der wir eingebogen sind, in einen Kreisverkehr. Und aus dem Kreisverkehr heraus kam sie als eher kleines Sträßchen und nicht mehr als der Prachtprospekt, als der er davor daher kam. So einfach oder auch nicht kann es also sein.
Wir fuhren zwar jetzt nicht auf der A 191 nach Zelenogradsk, aber auf einer kleinen Nebenstraße ziemlich parallel dazu. Gut eineinhalb Stunden hatten wir benötigt, um aus dieser Stadt heraus zu kommen und jetzt ließen wir uns erst einmal unser Mittagessen schmecken. Es gab gekochte Eier vom Frühstück und bereits vorgefertigte Schnitten. Jetzt radelten wir doch etwas schneller durch die schöne, aber nicht gerade spektakuläre Landschaft, denn wir mußten die verlorene Zeit aufholen. Unser Weg bis Nida(Nidden) war noch weit. Bei Abzweigungen waren jetzt zumindest Ausschilderungen zu finden und so führte uns der Weg, ohne große Zwischenfälle, nach Zelenogradsk. Dort wieder das bekannte Übel, kein Hinweisschild, wie es zur Kurischen Nehrung geht. Doch diesmal fanden wir den Weg schnell, die Stadt ist ja nicht so groß. Am Eingang zur Kurischen Nehrung mußten wir erst einmal unseren Obolus bezahlen, ganze 480 Rubel. Jetzt war es schon fast 16:30 Uhr und wie ich lesen konnte war die Einfahrt zur Kurischen Nehrung nur bis 17:00 Uhr erlaubt. Da waren wir ja noch rechtzeitig hier angekommen. Der Weg bis zur russisch-litauischen Grenze zog sich jetzt ganz schön hin, obwohl die Landschaft schon sehr schön war. Aber jetzt schmerzten langsam Hintern und Beine und da ist Landschaft nicht ganz so wichtig. Mit mehreren Pausen erreichten wir auch den ersten Grenzposten, welcher auch mit einer Kalaschnikow bewaffnet war. Doch seine einzige Frage war nur, ob wir etwas zu trinken hätten. Ich vermutete, er meinte nicht die letzten Reste Wasser in unseren Trinkflaschen und etwas anderes hatten wir ja nicht bei uns. Der Grenzübertritt gestaltete sich vollkommmen problemlos und nach wenigen Minuten konnten wir Richtung Nida abbiegen. Jetzt war auch das Hinweisschild zum Campingplatz zu sehen, doch wir radelten in die Stadt, um erst einmal Geld zu holen und einzukaufen. In Nida fanden wir auch schnell einen Geldautomat und einen Supermarkt. So deckten wir uns für ein reichliches Abendbrot und ein gutes Frühstück ein. Der Zeltplatz war auch schnell gefunden und die Ausstattung ließ keine Wünsche offen. Nagelneu alles und dementsprechend teuer. 50 Litas für eine Übernachtung, daß sind rund 13 Euro, aber der Platz war jeden einzelnen Euro wert. Wir bauten unser Zelt auf und gingen erst einmal Duschen. Nach einem grandiosen Abendbrot, ließen wir uns noch zwei litauische Bier schmecken. Dies hatten wir uns auch verdient, heute hatten wir 169 km in den Beinen. Das ist die längste Strecke die ich je an einem Tag mit meinem Reiserad zurückgelegt habe.
Weiterhin lernten wir heute mehrere Leute kennen, die wir auf unserer Reise noch öfters wiedersehen sollten. Zum Ersten einen Zwickauer, der mit seinem Hund Ninja mit dem Zug und per Bus eine Baltikumreise machte. Zum Zweiten einen Halberstädter mit Freundin, die mit einem Dnjepr-Seitenwagengespann durchs Baltikum tuckerten. Und zum Dritten, ein Rentnerehepaar, die Familie Strahl, aus Hannover, das mit einer 23 Jahre alten BMW R45 und Kuppelzelt sich das Baltikum erfuhren. Jetzt waren auch ziemlich kaputt und legten uns schlafen. Wenn der Urlaub so weiter geht, wird es ein ganz Fantastischer. Aber Morgen ist auch noch ein Tag.

zurück zum 02.07.
zurück zur Startseite Baltikum 2003
vor zum 04.07.

[Home] [Über mich] [Radreiseseiten] [Reiseseiten] [Irlandseiten] [Motorradseiten] [Lieb-Linksseiten] [Impressum] [Gästebuch] [e-Mail]